EU-Projekt zur Entwicklung von 3D-Technologien für Blinde und Sehbehinderte Menschen.
Im Rahmen des EU-Projektes AMBAVis (Access to Museums for Blind and Visually Impaired People) wurden zwei Jahre lang 3D-Technologien entwickelt, die Menschen mit Sehbehinderung ein neues Kunsterlebnis ermöglichen sollen. Unter anderem wurde der „Kuss“ von Gustav Klimt als interaktives Tastrelief angefertigt, das zum Abschluss des Projektes an die Österreichische Galerie Belvedere übergeben wurde.
Erlebbare Kunst für Menschen mit Sehbehinderung
Das bekannte Gemälde „Der Kuss“ von Gustav Klimt wurde computergestützt in eine 42×42 cm große Reliefdarstellung übergeführt. Viele kompositorische und ornamentale Details wurden pixelgenau fühlbar und tastbar gemacht. Mit Hilfe einer einzigartigen Finger-Tracking-Technologie geben bestimmte Bereiche des Reliefs bei Berührung Audioinformationen wieder. Damit wird das Relief zum Audioguide, der das autonome Erleben des Kunstwerkes vertieft.
Neue 3D-Technologie für einen barrierefreien Zugang zu Kunstwerken
Das EU-Projekt versteht sich als treibende Kraft zur Weiterentwicklung und Verbreitung taktiler und auf 3D-Technologien basierender Vermittlungspraktiken in Museen. Ziel ist es, Menschen mit Sehbehinderung einen barrierefreien Zugang zu den Kunstwerken zu ermöglichen. „Die Übersetzung kunsthistorisch bedeutender Werke in taktile Modelle und die dafür notwendige Entwicklung innovativer Technologien verbessern den Zugang blinder und sehbeeinträchtigter Menschen zu Kunst und Kultur. Auch hier eröffnet die digitale Welt bis dato ungeahnte Chancen, zugleich treten dabei neue, komplexe Problemstellungen etwa im Urheberrecht auf“, resümiert Dr. Helmenstein von Economica.
Taktile Kunstwerke erobern Museen weltweit
Neben dem Kuss-Relief entstand bei dem Projekt eine digitale Replik eines 2500 Jahre alten Katzensarkophags aus dem Manchester Museum, unter deren Oberfläche berührungssensitive Sensoren eingebettet wurden. So ist es für den Benutzer möglich, mit unterschiedlichen Berührungen Zusatzinformationen zu erhalten. Für die Zukunft wird an einem Relief-Printer-Medium gearbeitet, mit dem es möglich sein sollte, mehrere Bilder in einem Museum variabel als temporäres 3D-Relief darzustellen. Dieses innovative Konzept, inspiriert durch das PinArt-Spielzeug, besteht aus zehntausenden beweglichen Stäben, die jede Oberfläche nachahmen können.